Erster Bauabschnitt erfolgreich beendet

Baudenkmal mit neuen Fundamenten nachhaltig gesichert, zusätzlicher Kellerraum im Rohbau fertiggestellt

Nach fünfzehnmonatiger Bauzeit konnte eine erste wichtige Bauetappe am Bahnhof Belvedere erfolgreich beendet werden. Für die vorgesehene zukünftige Nutzung des Kellergeschosses (Sanitärtrakt, Lagerräume, technische Infrastruktur) wurden vor Einbau der neuen Bodenplatten drei Viertel des Gebäudes mit neuen Fundamenten unterfangen. Die Unterfangungen unterhalb der Kellermauern bilden zugleich die unerlässliche Basis für die dauerhafte und nachhaltige Stabilität der Gebäudekonstruktion. Die vorhandenen historischen Fundamente boten nur ungenügende Einbindung. Die Ausschachtungen für die bis zu 1,5 Meter breiten Fundamente in 4 Meter Tiefe unter Geländeoberkante mussten zur Schonung der historischen Bausubstanz in mühevoller und kräftezehrender Handarbeit ausgeführt werden. Dabei wurde auch eine Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit eingebaut, um das Original-Mauerwerk nachhaltig zu sichern und zu schützen.

Mühevolle Handarbeit: Einbringen der Fundamente

Die zweite wichtige Maßnahme des Bauabschnitts war die Schaffung eines weiteren Kellerraums und damit die die Vervollständigung des ursprünglichen Zwei-Drittel-Kellers zur Vollunterkellerung. Diese Maßnahme unterhalb des historischen Gebäudes stellte eine besondere Herausforderung sowohl hinsichtlich der technischen Planung als auch in der überaus anspruchsvollen Ausführung dar. Es mutet wie ein Wunder an,

dass an der Stelle, wo noch vor 15 Monaten nichts als z.T. betonharter Lehm zu finden war, nun ein neuer Raum erstanden ist, welcher mit seinen sauber gemauerten Wänden direkt an die ehemaligen Fundamente des Erdgeschoss-Raums (im oberen Bildteil gut sichtbar) und an die Wand des historischen Bestandskellers anschließen.  Allein für diese Maßnahme wurden ca 22.000 Steine vermauert.

Als dritte Maßnahme wurde das kleine Treppenauge, das die ehemalige steile Kellerstiege beherbergte (Foto links), für die Aufnahme der zukünftigen, komfortabel zu begehenden breiten Wendeltreppe erweitert.

Der Teilabbruch der Tonnendecke des Bestandskellers war eine besondere statische Herausforderung. Da sich an dieser Stelle ein die Geschossdecke tragender Gurtbogen mit dem Tonnengewölbe der Decke kreuzt, musste der Gewölbeschub auf die Nordwand und auf einen Gurtbogen im Süden abgefangen und das neue Treppenauge mit einem Stahlbeton-rahmen stabilisiert werden.

Der Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. als Bauherr ist gemeinsam mit seinem bauleitenden Architekten Dipl.Ing. Stefan Zeltwanger sehr froh und erleichtert über die erfolgreiche Umsetzung des ersten Bauabschnitts. Trotz mancher Überraschungen, welche bei Arbeiten an historischen Baudenkmälern nie ausbleiben, konnten sämtliche Arbeiten planmäßig ausgeführt werden.

Erfolgreiches Bauteam am Bahnhof Belvedere: Vorarbeiter Sascha Willms, Grzegorz Kalko, Rainer Tiemann (v.l.n.r.)

Mit dem großartigem Bauteam der Spezialfirma für Mauerwerkssanierung aus dem Rheinland , welches einige Erfahrung auf dem Gebiet historischer Bauten aufzuweisen hat, war die Baustelle mit ihren diffizilen Aufgaben in besten Händen.

Die Baumaßnahmen dieses Bauabschnitts wurden mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert

Fenstersanierung erfolgreich abgeschlossen

Deutsche Stiftung Denkmalschutz und Bundesbeauftragte für Kultur und Medien förderte die aufwendige Maßnahme Fensterrestaurierung

Es war wohl Rettung im letzten Augenblick: Schon seit Jahren blätterte die Farbe von den zahlreichen Fenstern des Baudenkmals und der Kitt bröselte aus den Fassungen. Einige Fenster drohten beim Öffnen auseinander zu fallen. Eine Restaurierung der noch zu großen Teilen vorhandenen bauzeitlichen Originalsubstanz war dringend erforderlich.

Eine Förderzusage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) und in deren Folge ein Ratsbeschluss der Stadt Köln als Eigentümer zur Bereitstellung von Mitteln für die Maßnahme, erbrachten die Voraussetzung für die grundlegende aufwändige Restaurierung der über 20 Fenster. Dabei war es mit einem neuen Farbanstrich nicht getan. Viele Einzelmaßnahmen waren notwendig:

  • Rückbau der vorgesetzten, nicht bauzeitlichen Kastenfenster im Obergeschoss
  • Ausbau aller Fenster, incl. Rahmenkonstruktion und Innenläden
  • Entlackung aller vorherigen Anstriche an Fenstern, Rahmen und Innenläden
  • Restaurierung aller schadhaften Holzteile an Rahmen und Sprossen sowie der Fensterbänke
  • komplette Neuverglasung mit Restaurierungs-Verbundglas "restover"
  • Farbanstrich auf Leinöl-Basis
  • Einbau und Anpassung aller Fensteranlagen
  • Rekonstruktion von zwei Fenstertüren zum Aussichtsbalkon
  • Öffnung und Rekonstruktion eines zugemauerten Fensters OG nach Westen
  • Restaurierung aller Fensterbeschläge, bzw. Ergänzung durch Kopien  nach bauzeitlichem Vorbild
  • Restaurierung der Blendrahmen am Mittelrisalt OG incl. Pilaster sowie der Fensteranlage Treppenhaus

Dachsanierung erfolgreich abgeschlossen!

Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. führte im Auftrag der Stadt Bauprojekt durch

Baustellenschild am Bahnhof Belvedere

Nach den rechtskräftigen Förderbescheiden des Bundes und des Landes NRW im Jahr 2012 erklärte sich der Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. bereit, die dringend notwendige Dachsanierung im Auftrag der Stadt Köln als Bauherr durchzuführen und organisatorisch zu betreuen. Die in dieser Form völlig neuartige Kooperation zwischen der Stadt Köln und einem auf der Basis ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagements tätigen Verein wurde durch einen eigens dazu ausgehandelten Sanierungsvertrag in allen Einzelheiten geregelt.

 

Am Anfang standen Voruntersuchungen des Instituts für Baugeschichte und Denkmalpflege, Prof. Dr. Schöndeling, und des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften, Frau Prof. Dr. Waentig der FH Köln. Dabei wurde ein massiver konstruktiver Schaden im Dachstuhl festgestellt, der eine statische Notsicherung erforderlich machte. In den zugänglichen Teilen des Dachstuhls zeigten sich an verschiedenen Stellen Holzschäden durch eindringende Feuchtigkeit (Braunfäule), es fanden sich aber zunächst keine Hinweise auf einen nennenswerten Befall durch tierische Holzschädlinge.

In einem zweiten Schritt nahm ein Büro für Baustatik eine Anamnese des Bestands vor und erarbeitete ein Sanierungskonzept.

Diese Arbeiten erforderten zunächst eine Entfernung  von großen Mengen von Schutt, der sich in den Zwischenräumen der offenen Balkenlagen befand. Dies waren einerseits Schlacken von der ursprünglichen Schüttung, andererseits große Mengen früherer Dacheindeckungen. Neben  der ursprünglichen Schiefereindeckung aus Moselschiefer fanden sich auch Reste einer Deckung aus Doppelmuldenziegeln aus dem späten 19. Jahrhundert sowie  Dachpfannen aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Schutt und Reste alter Dacheindeckungen im Dachraum

Da der Dachstuhl schwer zugänglich war - nur über eine kleine Einstiegsluke in 4,50 m Höhe im Treppenhaus gelangt man hinein - entschied man sich für ein Absaugverfahren per Saugbagger.

So wurden etliche Tonnen Schutt entsorgt.

 

Die Einrüstung des Baudenkmals erwies sich insbesondere an der Rückseite als sehr aufwändig. Da in den Holzpfeilern des Wintergartens massive Schäden durch braunen Kellerschwamm festgestellt worden waren, durfte das Dach des vorspringenden Bauteils  nicht belastet werden. Dies wurde mit einer Brückenkonstruktion mit Gegengewichten am Fuß des Gerüsts sichergestellt.

Gerüstkonstruktion zur Überbrückung des Wintergartens

 

Nach der Anamnese, der statischen Berechnung, der Erstellung des Sanierungskonzepts und der Entsorgung der Alteindeckung bestand eine erste wichtige Maßnahme in der Sanierung, Restaurierung und Ertüchtigung der Tragwerkskon­struktion unter größtmöglicher Schonung der historischen Holzsubstanz. Während dieser Arbeiten schützte eine Notabdeckung mit Planen Dachkonstruktion und Gebäude.

Eine böse Überraschung bot das vorher nicht zugängliche Zeltdach über dem Treppenhaus. Hier ließ sich eine unfachmännische Reparatur mit Anhebung des Firstes und Verlängerung der Sparren ohne kraftschlüssige Verbindung nachweisen.  

Statischer Schaden am First Treppenhausdach

 

Die Wiegekarten der Rheinischen Zuckeraktiengesellschaft, die zwischen den Balken gefunden wurden, weisen darauf hin, dass diese  Reparatur schon in den 70 er oder 80er Jahren des 19. Jahrhunderts stattfand.  Anhaltende Undichtigkeiten hatten das Übrige getan, um in diesem Teil des Dachstuhls alle Balken, Sparren und Anschieblinge zu zerstören, so dass nur noch eine Kompletterneuerung möglich war. Dafür waren immer wieder Abstimmungen mit den Denkmalbehörden der Stadt und des Landes erforderlich. Als Experte stand dem Förderkreis Bahnhof Belvedere e. V. zudem Herr Prof. Dr. Nuß­baum vom Institut für Architekturgeschichte der Universität zu Köln zur Seite, der zuvor viele Jahre Leiter des Abteilung Baufoschung am LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland war.

Erneuertes Tragwerk Treppenhaus-Dach

 

Als Glücksgriff erwiesen sich die Handwerker der Holzbaufirma, welche mit ihrer handwerklichen Erfahrung, Gespür für die Konstruktion und großem Geschick  das Tragwerk vorbildlich in Stand setzten. 

Nachdem die Holzkonstruktion auf diese Weise wiederhergestellt war, wobei auch die teilweise erheblichen Verformungen des Tragwerks verbessert wurden, konnte die Holzschalung aufgebracht werden.

 

Ertüchtigung an Sparren und Pfette und die neue Holzschalung

 

Über einer Unterdeckung aus Folien erhielt das Dach eine altdeutsche Deckung mit bestem Moselschiefer. Anders als bei einer Pfannendeckung verlangt ein Schieferdach auf einem historischen Dachstuhl besonderes handwerkliches Können. Die Ebenmäßigkeit und Harmonie des Verlege- bildes am Schieferdach von Bahnhof Belvedere spricht dabei für sich.

 

Die beiden nicht mehr standsicheren und versotteten Kamine, deren undichte Dachanschlüsse zu gravierenden Feuchtigkeitsschäden bis in die Innenräume des Baus geführt hatten, wurden abgerissen, mit historischen Ziegeln im Preußischen Reichsformat neu aufgemauert und wie zuvor mit einem Abschlussgesims aus Lavabasalt versehen.


Die Untersichten der Dachüberstände wurden aufgrund des maroden Zustands mit profilierten Hölzern nach historischem Vorbild erneuert. Ebenfalls komplett erneuert wurde die Dachentwässerung mit Fallrohren, Zinkrinnen und Laubschutz-Abdeckung als Prophylaxe gegen das häufige Zusetzen der Rinnen und Fallrohre durch Blätter und Zweige.

Durchgefaulte Dachüberstande an den Kaminen vor...
...und nach der Sanierung

Nachdem die Dachhaut wieder wetterfest verschlossen war, brachte man im Inneren zwischen den Balkenlagen eine ökologische Wärme- dämmung auf Hanfbasis ein. Damit gibt es jetzt erstmals eine Wärme- isolierung der Obergeschossdecken, die allerdings so ausgewählt ist, dass von ihr keine tiefgreifenden Eingriffe in die Bauphysik der Konstruktion ausgehen.

Ertüchtigtes Dachstuhl-Tragwerk mit eingebrachter Wärmedämmung

Die Kosten der Dachsanierung beliefen sich auf 270.000 €. Trotz Nachträgen wegen unvorhersehbarer Mehrarbeiten wurden die von der Stadt Köln veranschlagten Kosten um 162.000 € unterschritten.

Das Dach des Denkmals hat seine historische Originalgestalt zurückerhalten

Dem Förderkreis Bahnhof Belvedere e. V. ist es gelungen, für die Dachsanierung eine Landes- und Bundesförderung in Höhe von 293.750 € als Anteilfinanzierung für 55% der Baukosten zu aquirieren. Bereits im Spätsommer 2013 war absehbar, dass ein Teil dieser Förderung nicht für die Dachsanierung benötigt würde. Der Förderkreis Bahnhof Belvedere e. V.  bemühte sich daher erfolgreich bei der Bezirksregierung Köln um eine Umwidmung des nicht verbrauchten Förderanteils für die dringend erforderliche Grundsicherung Schwamm- und Holzschädlingsbefall.

Die Grundsicherungs-Maßnahmen

Nach dem einstimmigen Ratsbeschluss am 17.Dezember 2013 begannen im Januar 2014 die Arbeiten an der Grundsicherung der Gebäudesubstanz. Diese schließen folgende Maßnahmen ein:

  • Erneuerung der in Ziegelmauern eingestellten Holzskelett-Konstruktion in der Außenwand des Treppenhauses
  • Sanierung der Dachkonstruktion und der Holzpfeiler des Wintergartens
  • Statische Ertüchtigung und Sanierung der Erdgeschossdecken
  • Erneuerung des Balkons
  • Erkundung der Gebäudefundamente
  • Abbruch nachträglicher Einbauten
Freigelegtes marodes Holzfachwerk im Treppenhaus
Holzfachwerk nach der Sanierung

Diese Sicherungsarbeiten dauern voraussichtlich noch bis zum Sommer 2014 an. Danach sind die schweren, durch mangelhafte Bauunterhaltung verursachten Schäden behoben und das Gebäude befindet sich wieder im Rohbauzustand.

Besonders besorgt ist der Förderkreis Bahnhof Belvedere e. V. über den Zustand der Original-Sprossenfenster. Nach Begutachtung durch verschiedene Spezialfirmen befinden sich die Fenster in einem so bedenklichen Zustand, dass sie nur mit einer zeitnahen Restaurierung gerettet werden können.